Gärten für unsere wilden Nachbarn

31.03.2020, Claudia Kistler
Distelfink, Wildbiene und Co. mögen es vielfältig. Gärten, die nach dem Geschmack unserer wilden Nachbarn gestaltet sind, bieten auch dem menschlichen Auge viel Nahrung. Im naturnahen Garten herrscht ein buntfröhliches Miteinander und Diversität: Die gepflegten Gemüsebeete teilen sich den Platz mit von Insekten umschwirrten Wildstauden, die im Herbst beerentragenden Wildsträucher bilden im Randbereich eine kleine Hecken, eine wilde Ecke mit Brennnesseln und einem Asthaufen schliesst daran an und unter dem Apfelbaum mitten im blühenden Wiesenstück lädt eine Bank zum Verweilen ein.
Abwechslung bringt’s

Mit diesem Vielerlei fördern wir auch die Biodiversität. Die Wildtiere, allen voran die Insekten, sind an das Nahrungsangebot der einheimischen Flora angepasst. Kombiniert man die Wilden mit Gartenblumen und mediterranen Heil- und Küchenkräutern, steht ihnen vom frühen Frühling bis in den Spätherbst immer ein Nektar- und Pollenlieferant zur Verfügung. Ein sehr wertvoller Herbstblüher ist der Efeu. Seine eher unscheinbaren Blüten werden von vielen Insekten besucht, darunter die Efeuseidenbiene, einer der wenigen noch im Herbst aktiven Wildbienen. Darf er sich an einer Mauer hoch ranken, baut die Amsel gerne ihr Nest in seinem dichten Blätterwerk.

Blumenwiese mit unterschiedlichen Wildblumen.
Wildblumen blühen zu verschiedenen Zeiten im Jahr und garantieren so ein konstantes Nahrungsangebot.
Tiere lieben Ast- und Steinhaufen

Nicht fehlen dürfen Ast- und Steinhaufen, sie ziehen viele Tiere magisch an. Im aus unterschiedlich grossen Ästen locker aufgeschichteten Haufen versteckt sich das Wiesel und überwintert der Igel. Käfern und anderen Insekten bietet das Totholz Nahrung. Amphibien wiederum finden darin feucht-schattige Schlupfwinkel. Reptilien wie die Mauereidechse nutzen Steinhaufen oder -mauern, wo sie sich aufwärmen und in die Spalten zurückziehen, wenn es zu heiss oder gefährlich wird.

Ein Steinhaufen auf einer Wiese, umgeben von toten Pflanzenresten
Steinhaufen spenden Wärme. In alten Pflanzenstängeln überwintern Insekten.

Höhlenbrüter und Spaltenbewohner sind auf Hohlräume und Nischen als Nist- oder Schlafplätze angewiesen, doch die sind häufig Mangelware. Als Ersatz kann man Wildbienenhotels, Fledermaus- oder Vogelnistkästen anbieten. Wertvoll sind offene Bodenstellen ohne Vegetation wie Kies- oder Sandflächen, denn viele der bedrohten Wildbienenarten legen ihre Nester im sandigen Boden an. Der Natternkopf in der unmittelbaren Nachbarschaft bietet ihnen dann gleich den benötigten Nektar und Pollen.

Ein Asthaufen als Teil einer naturnahen Hecke
In einem naturnahen Garten hat es viele verschiedene Schlupfwinkel und Verstecke.
Es herrscht die geordnete Unordnung

Im Naturgarten ist geordnete Unordnung angesagt. Vor allem im Herbst soll man möglichst viel Liegen- bzw. Stehenlassen. Das Laub unter Bäumen und Sträuchern ist Nahrung für viele Organismen und wird schliesslich zu Humus abgebaut. Das ungemähte Gras im Randbereich dient den Glühwürmchenlarven als Versteck und in den alten, hohlen Pflanzenstängel der Karde, Nachtkerze oder Königskerze überwintern viele Insekten. Dankbar für belassene Samenstände und Beeren der Wildsträucher sind die Wintergäste im Garten. Erst im Frühling greift die ordnende Hand der Naturgärtnerin wieder ein.

Wildsträucherhecken liefern im Frühling mit den Blüten Nektar und Pollen und im Herbst Beeren.
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