Haselnussliebhaber gesucht Das Engadin ist die einzige Region in der Schweiz, wo alle vier einheimischen Schläferarten vorkommen: Siebenschläfer, Gartenschläfer, Haselmaus und Baumschläfer. Über die genaue Verbreitung dieser vier Arten ist jedoch noch wenig bekannt. Der gezielte Nachweis mittels Frassspuren (Haselmaus) und Spurentunnel (alle vier Arten) soll deshalb Aufschluss über die Verbreitung der Schläfer, oder Bilche, wie sie auch genannt werden, im Engadin geben. Für den Nachweis dieser Arten wurden vom 12. Juli bis zum 8. Oktober 2020 Spurentunnel an 46 Standorten für je 4 Wochen aufgestellt. Durch ein im Tunnel eingebautes Tintenkissen hinterlassen die Tiere beim Durchqueren der Tunnel ihre Fussabdrücke auf dem Papier. 9 Freiwillige sowie 2 Mitarbeiter von Pro Terra Engiadina kontrollierten diese Tunnel wöchentlich. © Sandra Gloor Die Spurentunnel zum Nachweis der Schläfer wurden auf ca. 1.5 Meter über Boden in Haselsträuchern aufgestellt. Weiterbildung und Tunnelbau mit den Freiwilligen in Strada Am 9. Juli 2020 haben wir im Schulhaus in Strada eine Weiterbildung der Freiwilligen zum Thema Kleinsäuger durchgeführt. Die Teilnehmenden wurden in einem Vortrag in die Biologie der nussfressenden Nagetiere eingeführt. Die Methode der Spurentunnel wurde vorgestellt und im Detail erklärt. Anschliessend wurden die Spurentunnel gebaut. © Sandra Gloor An der Weiterbildung wurde gezeigt, wie die Spurentunnel draussen aufgestellt werden. © Sandra Gloor Die Spurentunnel wurden an der Weiterbildung zusammengebaut. Nachweise von Eichhörnchen, Siebenschläfer, Gartenschläfer und Haselmaus Mit den Spurentunnel und der Nussjagd konnten viele neue Nachweise von nussfressenden Nagetieren erbracht und genauere Nachweiskarten für die Zieltierarten erstellt werden. Die Resultate zeigen, dass mit den angewendeten Methoden systematische Nachweise von kleinen Säugetieren möglich sind und sich die Methoden für den Einsatz in einem Citizen Science-Projekt eignen. Die Spurentunnel eigneten sich besonders gut, um Siebenschläfer, Gartenschläfer und Haselmäuse nachzuweisen. Eichhörnchen wurden häufiger durch Beobachtungsmeldungen von der Meldeplattform unterengadin.wildenachbarn.ch nachgewiesen. Siebenschläferspuren wurden häufig in den Spurentunnel gefunden, doch die Nachweise beschränken sich auf die östliche Hälfte des Unterengadins. Gartenschläfer konnten über den gesamten Bereich des Talbodens des Unterengadins mittels Spurentunnel und Beobachtungen nachgewiesen werden. Der Nachweis von Haselmäusen gelang insgesamt an 6 Orten (4 Standorte durch Spurentunnel und 2 durch Beobachtungen). Baumschläferspuren konnten in den Spurentunnel leider keine gefunden werden. Spurentunnel-Standorte (Kuchendiagramme) mit Siebenschläferspuren (grün), Gartenschläferspuren (braun) und Haselmausspuren (orange). Spurentunnelblätter mit Gartenschläferspuren. Spurentunnelblätter mit Haselmausspuren (ganz kleine Spuren unten im Bild) und Siebenschläferspuren. Förderung der Kleinsäuger Haselsträucher spielen für viele Säugetiere und insbesondere für kleine Nagetiere und Vogelarten als Nahrungsquelle eine wichtige Rolle. Ihre Pflege sollte deshalb nach Möglichkeit so geplant werden, dass die Sträucher regelmässig Nüsse tragen. Finanzierung des Projekts Das Projekt wurde von der Fundaziun Pro Terra Engiadina finanziert.