Wildtierfreundlicher Garten - Einfache Tipps für den grossen Unterschied

Untenstehend finden Sie 13 einfache Gartentipps, deren Umsetzung für die Wildtiere einen grossen Unterschied machen. Mit einem Klick auf den jeweiligen Tipp erfahren Sie mehr dazu, wie dieser umgesetzt werden kann und welchen Tieren damit besonders geholfen wird. Viel Freude beim Lesen und Umsetzen im eigenen Garten!

Zum herunterladen:

Wie? Für einen durchlässigen Gartenzaun oder Mauer eine Öffnung von mind. 10x10cm (stehende Faust) anbringen.

Nutzen Wildtiere: Zugang zum Garten

Was wir davon haben: Igelbesuch, der uns bei der Schneckenbekämpfung unterstützt.

Auf keinen Fall: Den einzigen Durchgang zu einer vielbefahrenen Strasse hin machen.

Extra Tipps: Bei neuen Zäunen einen Spalt von mind. 12 cm zum Boden offen lassen (falls ein Zaun bis zum Boden Katzen oder kleine Hunde ein-/oder aussperren soll, gibt es die Möglichkeit ein nur für Igel durchgängiges Tunnel einzusetzen). Eine Wildhecke pflanzen statt einen Zaun aufzustellen.

Wie? Das organische Material (Rüst- und Gartenabfälle) selber kompostieren statt entsorgen

Nutzen Wildtiere: Nahrung, Versteck, Nistplatz

Was wir davon haben: Weniger Abfall, wertvolle Gartenerde (natürlicher Dünger)

Auf keinen Fall: Invasive Neophyten oder Zigarettenstummel im Kompost entsorgen!

Extra Tipp: Reifer Kompost ist das «Gold des Gartens»! Kompost am besten immer zudecken, so trocknet er bei warmer/trockener Witterung weniger aus und lockt keine ungeliebten Gäste in den Garten.

Mehr: Empfehlungen zur Anlage eines Komposts finden Sie im «praktischen Ratgeber für mehr Biodiviersität…» des Kantons Wallis. Ausführliche Informationen zur Theorie und den Arten der Kompostierung können Sie im Dossier zur Kompostierung des Naturparks Pfyn-Finges nachlesen.

Wie? Sommerflieder, Kirschlorbeer und Nordamerikanische Goldrute verbreiten sich schnell über den Garten hinaus und verdrängen einheimische Pflanzen. Deshalb sollte auf invasive, gebietsfremde Pflanzen verzichtet werden.

Nutzen Wildtiere: Nahrung

Was wir davon haben: Mehr Wildtiere, höhere Artenvielfalt

Auf keinen Fall: Neophyten auf dem Kompost entsorgen! Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, müssen Neophyten im Kehricht entsorgt werden.

Extra Tipps: Spontan versamte Neophyten vor der Blüte mit der Wurzel ausreissen und im Kehricht entsorgen. Bodendeckerpflanzen oder Mulch verhindern, dass ungewünschte Pflanzen sich ansiedeln können.

Mehr: Weitere Informationen und Massnahmen für weniger invasive Pflanzen finden Sie im «praktischen Ratgeber für mehr Biodiviersität…» des Kantons Wallis. Detaillierte Informationen zu den invasiven Neophyten und deren Bekämpfung finden Sie auf der entsprechenden Webseite des Kantons Wallis und des Naturparks Pfyn-Finges oder der Praxishilfe des Kantons Wallis sowie dem Neophyten-Miniguide des Naturparks Pfyn-Finges.

Wie? Eine flache Schale mit Landemöglichkeiten für Insekten (z.B. Steinen) versehen, täglich (!) reinigen und mit sauberem Wasser befüllen. Die tägliche Reinigung und das Befüllen mit frischem Wasser ist eine wichtige Massnahme zur Verhinderung der Verbreitung der Tigermücke! (Die Tigermücke legt ihre Eier in stehendes Wasser, woraus sich dann innert kurzer Zeit neue Mücken entwickeln.)

Nutzen Wildtiere: Trinkmöglichkeit

Was wir davon haben: Gute Beobachtungsmöglichkeit

Auf keinen Fall: Grosse, tiefere Wasserflächen ohne Ausstiegshilfe

Extra Tipp: Nach Möglichkeit und Gartengrösse kann natürlich auch ein Gartenteich angelegt werden. Dabei jedoch nicht vergessen eine Ausstiegshilfe für kleine Tiere anzubringen!

Mehr: Informationen zur Anlage und Pflege eines Teichs finden Sie im «praktischen Ratgeber für mehr Biodiviersität…» des Kantons Wallis.

Wie? Statt dem artenarmen Rasen eine blumenreiche Rasen- oder Wiesenmischung (lokales Saatgut) ansäen. Zudem lohnt es sich weniger zu mähen, nicht zu tief zu mähen sowie Streifen oder kleine Flächen stehen zu lassen.

Nutzen Wildtiere: Nahrung (Pollen und Nektar)

Was wir davon haben: Weniger Arbeit, mehr Farbe, Schmetterlinge und Wildbienen

Auf keinen Fall: Düngemittel einsetzen

Extra Tipp: Es muss nicht gleich der gesamte grüne Rasen verschwinden. Eine kreisrunde Blumen-Insel, ein blühender Halbkreis am Rande des Rasens oder ein blühender Randstreifen sehen sehr gepflegt aus und bereichern den Garten.

Mehr: Weitere Informationen zur Einsaat und Pflege finden Sie in der Broschüre "Einheimische Wildblumenwiesen für mehr Biodiversität" des Naturparks Pfyn-Finges.

Wie? Pflanzen nur sparsam und wo möglich mit Regenwasser giessen (wichtig: Regenwassertonne muss zur Verhinderung von Mückenbrutstätten dicht verschlossen werden) sowie beim Bepflanzen standortgerechte Pflanzen bevorzugen (benötigen weniger Wasser).

Nutzen Wildtiere: Nahrung

Was wir davon haben: Ressourcen schonen, weniger Arbeit, Geld sparen, weniger Schnecken (da diese nicht gerne an trockenen Orten sind)

Auf keinen Fall: Regenwassertonnen offen stehen lassen: Ertrinkungsgefahr und Mücken-Brutstätte! Falls das Wasser nicht täglich verwendet wird (und die Tonne dabei komplett geleert wird!), muss die Regenwassertonne hermetisch verschlossen werden. Die Tigermücke legt ihre Eier in stehendes Wasser woraus dann innert weniger Tage neue Mücken schlüpfen. 

Extra Tipps: Pflanzen sind anpassungsfähig: Wenn die Pflanzen (auch im Hochsommer!) nur alle paar Tage statt täglich gegossen werden, entwickeln sie tiefere Wurzeln, um ans Wasser zu kommen. Ausserdem schützt das Mulchen mit angetrocknetem Rasenschnitt und/oder Holzhackschnitzel den Boden vor der Austrocknung und gleichzeitig stellt man den Bodenlebewesen Nahrung zur Verfügung. So muss weniger gewässert werden und die Bodenlebewesen danken es uns mit feinkrümeliger, lockerer Erde.

Mehr: Eine Liste der Adressen zum Bezug von einheimischen Pflanzen finden Sie hier.

Wie? Auf eine Aussenbeleuchtung wenn möglich verzichten oder diese auf das Minimum beschränken.

Eine zeitliche Beschränkung kann mittels eines Bewegungsmelders oder mit Hilfe einer Zeitschaltuhr gewährleistet werden. Idealerweise sollte eine Ausssenbeleuchtung nach 22 Uhr abgeschaltet werden. Zudem sind Sodiumlampen den Quecksilberlampen vorzuziehen. Warmweisses, gelbes Licht zieht weniger Insekten an als kaltweisses, blaues Licht.

Nutzen Wildtiere: Dunkle Lebensräume ohne störendes Licht, Lebensraum für Fledermäuse

Was wir davon haben: Wir können den Sternenhimmel besser sehen und haben die Chance Glühwürmchen im Garten zu entdecken. Zudem können wir den Stromverbrauch reduzieren.

Auf keinen Fall: Eine gegen oben offene bzw. gegen den Himmel gerichtete Aussenbeleuchtung installieren! Die Aussenbeleuchtung während der ganzen Nacht eingeschaltet lassen.

Extra Tipp: Glühwürmchen im Garten zu fördern lohnt sich - ihre Larven fressen Schnecken!

Mehr: Informationen und Empfehlungen für eine massvolle Beleuchtung finden Sie im «praktischen Ratgeber für mehr Biodiviersität…» und in der Broschüre "Hell leuchtet die Nacht! Wie Lichtverschmutzung die Natur belastet" des Kantons Wallis.

Wie? Eine Hecke aus einheimischen, früchtetragenden Sträuchern wie z.B. Haselnuss, Holunder oder Schwarzdorn pflanzen.

Nutzen Wildtiere: Nahrung, Versteck, Nistplatz, Überwinterungsplatz

Was wir davon haben: Blühende Hecke im Frühjahr, grüne Hecke im Sommer, farbig leuchtende Blätter und Beeren im Herbst, Vogelbeobachtungen im Winter

Übrigens: viele Wildbeeren können nicht nur die Vögel, sondern auch wir essen!

Auf keinen Fall: Fadenmäher unter Hecke einsetzen, Hecke jedes Jahr auf den Stock setzen

Extra Tipps: idealerweise mit einem Anteil an dornentragenden Sträuchern; generell im Garten einheimische Pflanzen bevorzugen!

Mehr: Eine Liste von empfohlenen Sträuchern sowie Informationen zur Anpflanzung und Pflege finden Sie im «praktischen Ratgeber für mehr Biodiviersität…» des Kantons Wallis und im Detail in der Broschüre "Einheimische Sträucher - Vielfältige Hecken" des UNESCO-Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch, des Naturpark Pfyn-Finges und des Landschaftspark Binntal. Eine Liste der Adressen zum Bezug von einheimischen Sträuchern finden Sie hier.

Wie? Im Garten anfallendes Schnittgut und Laub zu einem Haufen mit Hohlraum aufschichten. Dazu mittels kreuzweise geschichtetem Spaltholz, dicken Ästen oder dünnen Stämmen einen Hohlraum von rund 30x30x30 cm erstellen. Diesen Hohlraum mit sehr viel Laub zudecken und zuoberst mit einer Schicht Ästen oder Tannenzweigen bedecken.

Nutzen Wildtiere: Versteck, Schlafplatz und Überwinterungsnest

Was wir davon haben: Schnittgut und Laub muss nicht entsorgt werden, Chance auf spannende Beobachtungen

Auf keinen Fall: Asthaufen während der Wintermonate entfernen, umschichten oder verbrennen

Extra Tipp: Wem ein Asthaufen zu «unordentlich» wirkt, kann auch eine Holzbeige mit Hohlraum (z.B. Holzkiste mit Öffnung) auf Bodenhöhe erstellen

Anleitungen: Eine Anleitung zum Herunterladen finden Sie hier oder schauen Sie sich ein Video zum Ast- und Steinhaufenbau an. Infos zum Bau von Holzhaufen für Reptilien finden Sie im entsprechenden Merkblatt der karch (Koordinationsstelle für Amphibien- & Reptilienschutz in der Schweiz).

Mehr: Weitere Informationen zu Strukturen für Kleintiere finden Sie im «praktischen Ratgeber für mehr Biodiviersität…» des Kantons Wallis.

Wie? Pflanzenjauchen statt künstlicher Düngemittel verwenden sowie Nützlinge und Mischkultur statt Pestizide einsetzen.

Nutzen Wildtiere: Überleben

Was wir davon haben: Weniger Arbeit und Ärger

Auf keinen Fall: Aufgeben, es gibt bei jedem Problem eine wildtierfreundliche Lösung!

Extra Tipp: Wildtierfreundliche Gärten fördern Nützlinge, welche den Schädlingen den Garaus machen! Beispiele: Marienkäfer, Meisen und Florfliegen fressen gerne Blattläuse / Igel, Spitzmäuse, Vögel, Amphibien, Blindschleichen sowie versch. Insekten und Spinnentiere helfen uns gegen gefrässige Schnecken. Übrigens: Nur wenige Nacktschneckenarten fressen frisches Pflanzenmaterial und sind somit als Konkurrenz im Gemüsegarten zu betrachten!

Mehr: Weitere Informationen zum Einsatz von weniger Pflanzenschutzmitteln und Alternativen zu Fungiziden, Schädlingsbekämpfungsmitteln und Unkrautvertilgern finden Sie im «praktischen Ratgeber für mehr Biodiviersität…» des Kantons Wallis.

Wie? In einer Gartenecke Wildwuchs zulassen.

Nutzen Wildtiere: Versteck, Nistplatz, Überwinterungsplatz

Was wir davon haben: Weniger Arbeit, schöne Beobachtungen, mehr wilde Mitbewohner

Auf keinen Fall: Neophyten gedeihen lassen! Diese immer vor der Blüte mit der Wurzel entfernen.

Extra Tipps: Besonders wertvoll ist eine wilde Ecke, wenn dort auch ein Strauch oder Baum steht.

Zwei in Einem: Asthaufen in der Wilden Ecke aufbauen.

Wie? Grössere Wasserflächen, Lichtschächte, Entwässerungsschächte, in den Boden eingelassene Kompostmieten sowie andere Gräben und Löcher mit steilen Wänden abdecken, umzäunen oder mit einer Ausstiegshilfe versehen. Igel können bei steilen und glatten Wänden maximal 15-20 cm überwinden, Jungigel und andere Kleintiere wie Molche, Frösche und Salamander noch weniger.

Vorsichtig mit Rasenmäher, Motorsense und Laubsauger umgehen. Unter Hecken und Büschen sollte möglichst nicht gemäht werden und falls doch, vorher überprüft werden, ob sich ein Igel dort aufhält (Tagesschlafplatz). Dieselben Empfehlungen gelten für den Einsatz von Laubsaugern, von dem wenn immer möglich abgeraten wird!

Eine grosse Gefahr geht für junge Igel zudem von Mährobotern aus. Falls Sie jedoch nicht darauf verzichten wollen, sollte der Abstand zwischen Roboter und Boden so klein wie möglich sein und der Mähroboter sollte nicht in der Nacht unterwegs sein. Weitere Infos zum Thema Mähroboter und Igel finden Sie hier.

Nutzen Wildtiere: Überleben

Was wir davon haben: Keine Opfer im Garten

Extra Tipps: Falls keine der beschriebenen Massnahmen umsetzbar ist, können bei einer täglichen Kontrolle von potenziellen Fallen gefangene Wildtiere befreit werden.

Mehr: Weitere Infos zum Thema finden Sie im Buch "Der Igel - Nachbar und Wildtier" von Anouk-Lisa Taucher und Madleine Geiger, erschienen im Haupt Verlag.

Wie? Treppenstufen sowie hohe Absätze durch Rampen oder Zwischenstufen (z.B. Ziegelsteine) auch für Igel & Co. begehbar machen.

Nutzen Wildtiere: Überleben

Was wir davon haben: Keine gefangenen oder verendeten Kleintiere

Extra Tipp: Ev. ist eine schmale Rampe am Rand der Treppe auch für uns praktisch? So kann die Schubkarre oder das Velo bequem geschoben statt getragen werden.

Mehr: Weitere Infos zum Thema finden Sie bei der Aktion "Freie Bahn für Igel und Co." der Stadtwildtiere Luzern oder der Aktion "Freie Bahn für Igel, Eichhörnchen & Co." der Stadtwildtiere St. Gallen.