«Freie Bahn für Igel, Eichhörnchen & Co.» im Kanton Zug

Dienstag, 3. Mai 2022
Die Trägerschaft Wilde Nachbarn Zug lanciert im Mai 2022 das Freiwilligenprojekt «Freie Bahn für Igel, Eichhörnchen & Co». Gesucht werden Natur- und Tierschutzinteressierte aus dem ganzen Kanton, die mithelfen, die Vernetzung unserer Gärten und Grünräume für Igel, Eichhörnchen und andere kleine Wildtiere aufzunehmen und zu verbessern.

«Vor genau zwei Jahren, während dem Lockdown, wurde das Projekt Wilde Nachbarn Zug ins Leben gerufen und erlebte einen beeindruckenden Start», sagt die Wildtierbiologin und Projektleiterin Anouk Taucher rückblickend. «Viele Menschen im Kanton Zug entdeckten damals wieder die Freude am Spazieren im Wohnquartier oder am Wandern in der Natur. Dabei meldeten sie auch rege ihre Wildtierbeobachtungen auf der neu geschaffenen Website zug.wildenachbarn.ch». Die Trägerschaft Wilde Nachbarn Zug – bestehend aus dem Kanton Zug, zehn Gemeinden und den Vereinen Lebensraum Landschaft Cham (LLC), WWF Zug, Pro Natura Zug und Zuger Vogelschutz (ZVS) – hat sich zum Ziel gesetzt, die Wildtiere in und um unseren Siedlungsraum erlebbar zu machen und Wissenslücken über die Verbreitung der Wildtiere zu schliessen. Dabei hilft die Bevölkerung mit ihren Beobachtungen mit.

Interessierte Personen für aktive Mitarbeit im Projekt gesucht

Im laufenden Jahr möchte die Trägerschaft Wilde Nachbarn Zug den Fokus auf die Vernetzung unserer Gärten und Grünräume für Igel, Eichhörnchen und andere kleine Wildtiere setzen. Die Verbindung von Lebensräumen ist wichtig. Aufgrund von Hindernissen und fehlender Korridore zu Umwegen gezwungen, halten sich Wildtiere länger in gefährlichen Bereichen wie Strassen auf und verlieren wertvolle Zeit, die sie für die Nahrungs- oder Partnersuche einsetzen könnten. Das Projekt «Freie Bahn für Igel, Eichhörnchen & Co.» setzt auf mehreren Ebenen an: Einerseits schafft es die Grundlagen zur Verbesserung der Vernetzung der Wildtiere im Siedlungsraum. Zusammen mit Freiwilligen aus der Bevölkerung werden Durchschlüpfe und Hindernisse für Igel und Eichhörnchen kartiert und so die Durchlässigkeit eines bestimmten Gebietes untersucht. Anderseits will es Hauseigentümer und Immobilienverwaltungen durch Öffentlichkeitsarbeit motivieren, Durchgänge zu schaffen und Grünräume für die kleinen wilden Nachbarn zugänglich zu machen. Interessierte, die Lust haben, aktiv am Projekt mitzuarbeiten, können sich beim Projektteam melden.

Durchgänge für Igel schaffen und melden

Die Bevölkerung wird nun aufgerufen Durchgänge oder Durchschlüpfe, die von Igeln genutzt werden könnten, auf der Plattform zug.wildenachbarn.ch zu melden. Wir sind interessiert zu erfahren, wie durchlässig die einzelnen Gemeinden des Kantons Zug für kleine Wildtiere sind. Bestehende und neu geschaffene Durchgänge, die mind. 13x13 cm gross sind, können mit Plaketten sichtbar gemacht werden. Interessierte können diese Plaketten per E-Mail an zug@wildenachbarn.ch bestellen. Wer selbst einen Durchgang anlegen möchte, sodass der eigene Garten für Wildtiere zugänglich wird, findet auf der Plattform Inspiration.

Grosse Hürden für kleine Fussgänger

Mauern, Zäune, Treppen, Lichtschächte – Siedlungsgebiete sind wahre Labyrinthe für kleine Wildtiere wie Igel und Eichhörnchen, die zu Fuss unterwegs sind. «Bereits ein Hindernis mit einer Höhe von 25 Zentimetern ist für Igel unüberwindbar. So kann selbst mancher naturnahe Garten für einen Igel unerreichbar bleiben, da der Zugang versperrt ist», erklärt Anouk Taucher. Eichhörnchen hingegen sind nicht gern am Boden unterwegs, sondern bewegen sich am liebsten von Baum zu Baum. Sie leben deshalb in Gebieten, wo viele alte Bäume wachsen. Grosse, offene Flächen ohne Bäume bilden für Eichhörnchen somit unüberwindbare Hindernisse.

Igel «potenziell gefährdet»

«Igel leben heute im Siedlungsraum in höheren Dichten als in ländlichen Gebieten. Doch auch in diesen Gebieten geraten sie zunehmend unter Druck. Untersuchungen aus der Stadt Zürich haben gezeigt, dass die Anzahl der Igel über die letzten 25 Jahre um 40% zurück gegangen ist.», sagt Wildtierbiologin Anouk Taucher. «Aufgrund dieses Rückgangs wurde der Igel in der neuen Roten Liste der Säugetiere, die Anfang 2022 erschien, als 'potenziell gefährdet' eingestuft. Die Gründe für diesen markanten Rückgang sind zurzeit noch weitgehend unklar. Als Ursachen des Rückgangs kommen jedoch Faktoren wie die zunehmende Undurchlässigkeit des Lebensraums durch Strassen, Mauern und Zäune in Frage.». Mit dem Projekt «Freie Bahn für Igel, Eichhörnchen & Co.» möchte die Projektträgerschaft Barrieren für kleine Wildtiere beheben und den Siedlungsraum durchgängiger gestalten.

Eine regionale und breite Trägerschaft

An der Projektträgerschaft «Wilde Nachbarn Zug» beteiligen sich der WWF Zug, Pro Natura Zug, der Zuger Vogelschutz, der Verein Lebensraum Landschaft Cham, der Kanton Zug und viele Zuger Gemeinden. Es sind dies namentlich: Baar, Cham, Hünenberg, Menzingen, Oberägeri, Unterägeri, Risch, Steinhausen, Walchwil und die Stadt Zug. Das Projekt «Wilde Nachbarn» wurde vom Verein StadtNatur erarbeitet und bereits in anderen Schweizer Regionen erfolgreich umgesetzt. Das Schwesterprojekt «StadtWildTiere» wird in Zürich und weiteren Städten bereits seit 2013 von der Bevölkerung rege genutzt und hat bisher wichtige Erkenntnisse geliefert.

Rückfragen

Anouk Taucher, Geschäftsstelle Wilde Nachbarn, c/o SWILD, Zürich, Tel. 044 450 68 09, anouk.taucher@wildenachbarn.ch

Bilder
Die nachfolgenden Bilder stehen für den Gebrauch im Zusammenhang mit der Medienmitteilung bei korrekter Zitierung der Bildautoren kostenfrei zur Verfügung.
Bereits kleine Absätze wie Treppenstufen können für Igel ein Hindernis darstellen.
Eichhörnchen bewegen sich am liebsten von Baum zu Baum vorwärts, denn am Boden lau-ern viele Gefahren auf sie.
Mut zur Lücke: eine kleine Lücke im Zaun ermöglicht den Zutritt für kleine Wildtiere wie Igel.

Artporträt

Erinaceus sp.
Sciurus vulgaris